Wie Mohammed - Die Stutenfamilien

Schon Mohamed legte offensichtlich großen Wert auf seine Stutenfamilie. Überliefert ist beispielsweise der Satz: „Vorzüglich lege ich Euch die Sorge für die Zuchtstuten ans Herz; ihr Rücken ist ein Ehrernsitz, und ihr Bauch ein unerschöpflicher Schatz.“ Der Legende nach soll Mohamed im Jahr 622, mit seiner Karawane in einen großen Sandsturm gekommen sein, als man am Abend zu einem Brunnen kam, stürzten sich die erschöpften und durstigen Pferde auf das Wasser. Als Mohamed sie zurück rief, kehrten lediglich fünf Stuten um. Ihre Namen sind bis heute überliefert: Abayyah, Saqlawiyah, Kuhaylah, Hamdaniyah und Hadbah. In der Wüste haben die Stuten ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit bewiesen und dann ihren Gehorsam über den Durst gestellt. Das scheint mir der ultimative Leistungs- und Charaktertest zu sein. Die Schönheit der Stuten steht hier nicht im Mittelpunkt, aber der Gehorsam und der Bezug zum Menschen wird sehr anschaulich erzählt.

 

Auch wenn wir in unseren Breitengraden, zu dieser Zeit keine Wüsten durchqueren müssen, lernt man im täglichen Umgang und beim Training der Pferde, die unterschiedlichen Charaktere ganz gut kennen. Extremsituationen sind eher selten und eigentlich nur durch Prüfungen zu simulieren. Wenn man Wettbewerbe egal welcher Disziplin oder Klasse unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, ermöglichen sie sicher einen breiteren Blick, auf die Eigenschaften und Möglichkeiten eines Pferdes. Das verdiente Wasser würde ich jedoch auch nach dem absolvierten Feldtest nicht vorenthalten wollen.

Das Bild eines Züchters auf seine Stutenfamilie, wird von seinem persönlichen Erfahrungshintergrund bestimmt. Je mehr unterschiedliche Situationen ein Züchter mit seinen Zuchtstuten und deren Nachzucht bewältigt, je größeren Herausforderungen sich der Züchter stellt, desto differenzierter wird seine Einschätzung der verschiedenen Persönlichkeiten seiner Zucht.

Der holländische Sportpferdezüchter Jac Remijnse ( www.horsegenetics.nl ), fand bei seiner Analyse der Pedigrees, der international erfolgreichsten Springpferde heraus, dass sich ganz bestimmte Mutterlinien bei fast allen sehr erfolgreichen Sportpferden wiederfanden. Je erfolgreicher ein Pferd war, desto öfter fanden sich diese bestimmten Mutterlinien, in den weiterzurückliegenden Generationen des Pedigrees wieder. Klassische Linienzucht also, aber Linienzucht auf die Stutenfamilien bezogen. 14 Generationen und mehr lagen zwischen den wiederholten Einkreuzungen der Mutterfamilien. Offenbar waren wiederholte Einkreuzungen der Mutterfamilien um so erfolgreicher, je mehr Generationen dazwischenlagen. Es kann also durchaus Sinn machen mehrere Hengste aus bestimmten Stutenlinien zu ziehen, so dass man nach einigen Generationen verschiedene Möglichkeiten hat, auf eine gute Stutenlinie zurückzugreifen.

Dass eine starke Selektion bei den Stuten und eine Konzentration auf die hervorragenden Stutenfamilien, einen schnellen Zuchtfortschritt bringt, haben zahlreiche Untersuchungen und Modellberechnungen ergeben (Spitzenstock,Florian 2013 „Genetic progress and inbreeding rate in complex breeding programmes – Applications to sport horses and laying hens“). Die Konzentration auf wenige Zuchtfamilien, zieht jedoch auch wieder geringerer Diversität, innerhalb der Population nach sich. Dies ist vor allem bei geschlossenen Zuchtbüchern der Fall, da hier keine Auffrischung der des Genpools möglich ist. Die Gefahr so einen großen Teil der Population, mit einer unerkannten Erbkrankheit zu schwächen, ist groß und birgt schwerwiegende Konsequenzen.

Wenn Zuchtstrategien verfolgt werden sollen, die die Stutenfamilien mehr in den Mitelpunkt rücken, ist man auf ausführliche und leicht zugängliche Dokumentation der Stutenfamilien angewiesen. Hilfreich dafür wäre eine Datenbank, in der jeder Züchter die Abstammung seiner Pferde und die der Zuchthengste, über viele Generationen zurückverfolgen kann. Auch wenn die persönlichen Eindrücke und eigenen Erfahrungen mit den Pferden, die man zur Zucht verwendet, Grundlage für alle weiteren Entscheidung sein sollten, wissen wir heute aber auch, dass die Übertragung von erblichen Merkmalen durch Gene erfolgt.

Was sind Erbinformationen eigentlich und wie werden sie weitergegeben?

Gene funktionieren wie Code, die den Körperzellen mitteilen, welche chemischen Reaktionen im Körper ausgelöst werden sollen. Aneinander gereihte Gene bilden ein Kettenmolekül, das DNA genannt wird. Die DNA ist also die Bezeichnung für die chemische Anordnung der Gene. Fast alle Gene im Körper sind in den Chromosomen organisiert. Chromosomen fungieren als Behälter für die DNA. Aus den 64 Chromosmen des Pferdes bilden sich 32 Paare. Die 32 Chromosomen vom Vater, finden ihr Gegenstück in den 32 Chromosomen der Mutter. Alle 33 verschiedenen Chromosomen beim Pferd (31 Autosome, X und Y) weisen bestimmte Chrakteristika auf, so dass sie eindeutig auseinander zu halten sind. Die Forschung hat allen Chromosomen eindeutige Bezeichnungen (Nummern) zugewiesen. Jedes bestimmte Chromosom beinhaltet immer die selben Gene, an der selben Stelle (Genort). Das Gen für die Fellfarbe liegt also immer auf dem gleichen Chromosom an der gleichen Stelle. Die Information die es enthält ist aber unterschiedlich. Die unterschiedlichen Informationen, die ein bestimmtes Gen enthält nennt man Allele. So geben beispielsweise sowohl Hengst als auch Stute das Chromosom mit dem Gen das die Information „Fellfarbe“ enthält, an ihre Nachkommen weiter. Aber der Inhalt der Information also das Allel, ist vielleicht beim Hengst Fuchs und bei der Stute Braun. Die genetischen Informationen auf den Autosomen sind nicht an das Geschlecht gebunden (z.B. Fellfarbe), die Gene auf den Gonosomen entweder an das X oder an das Y. Ein großer Prozentsatz der gesamten DNA ist bei allen Pferden gleich. Bei allen Menschen beispielsweise ist die DNA zu 99,9 % identisch, nur die restlichen 0,1% sind für individuelle Unterschiede verantwortlich. Zusätzlich zu den Genen auf den Chromosomen befindet sich noch ca. 1% der gesamten Erbinformationen in den Mitochondrien (siehe „Die Mitochondrien“).

Körperzellen des Pferdes beinhalten wie bereits oben erwähnt, 64 Chromosomen bzw. 31 Chromosomenpaare plus XX oder XY. Damit eine große genetische Variationsbreite entstehen kann, findet in den Geschlechtszellen (in den Eierstöcken und Hoden) eine besondere Form der Zellteilung, die sogenannte Meiose statt. Das Produkt der Meiose ist beim männlichen Pferd die Samenzelle, beim weiblichen Pferd die Eizelle. Damit es pro Generation nicht zu einer Verdoppelung der Chromosomen kommt, dürfen in Eizelle und Spermium jeweils nur die halbe Anzahl an Chromosomen vorhanden sein. Bei der geschlechtlichen Fortpflanzung, der Meiose werden die Chromosomen bei der Zellteilung daher auf 32 reduziert, bei der Befruchtung wird die Anzahl durch die Verschmelzung von Eizelle und Sperma wieder auf 64 verdoppelt. Während der Meiose gelangt also nur die Hälfte der Chromosomen in die Samen- oder Eizellen. Innerhalb des Teilungsprozesses (in den Hoden oder Eierstöcken) beginnt sich das Erbmaterial, in der teilungsbereiten Zelle paarweise zu ordnen, so dass die Chromosomenpaare erkennbar werden. Die ursprünglich väterlichen und mütterlichen Chromosomen werden nach dem Zufallsprinzip verteilt. Bei der Teilung gelangen so väterliche Chromosom in die eine Tochterzelle, von einem anderen Chromosompaar kommt das mütterliche Chromosom in die gleiche Tochterzelle (Sperma oder Eizelle). Dies ist der Grund dafür warum durch manche Spermien ein X weitergegeben werden kann und eine Tochter zeugt und durch andere ein Y-Chromosom in die Eizelle gelangt und dann ein Sohn entsteht. Die Eizelle oder das Spermium enthalten nun also nur noch die Hälfte und eine neue Kombination aus mütterlichen und väterlichen Chromosomen. Diese Neuverteilung der Chromosomen nennt man Interchromosomale Rekombination. Offenbar kommt es bei der Interchromosomalen Rekombination häufiger zu Fehlern. In manchen Spermien oder Eizellen sind nicht aller erforderlichen Chromosomen enthalten, in manchen zu viele usw. Offenbar sind diese Fehler bei Eizellen öfter zu finden als in Spermien, in Folge dieser Fehler endet das Leben vieler befruchteter Eizellen nach kurzer Zeit.

Zusätzlich zu der Neuverteilung von ganzen Chromosomen, können die Chromosomen untereinander auch kleine Stücke DNA austauschen. Die Entstehung neuer Genkombinationen auf den Chromosomen nennt man intrachromosomale Rekombination oder „crossing over“. Wenn sich die Chromosomen paarweise geordnet haben, liegen sie sehr eng zusammen. Beim Auseinanderziehen der gepaarten Chromosomen während der Teilung in neue Zellen kommt es gelegentlich vor, dass die mechanisch nicht besonders stabilen DNA/Histon-Komplexe an bestimmten Stellen zerbrechen und dann in neuer Kombination wieder zusammengesetzt/rekombiniert werden. Das Y-Chromosom kann nur an 2 kleinen Stellen auf 5% seiner Länge mit seinem Partner, dem X-Chromosom rekombinieren.(siehe auch: PARs = Pseudoautosomale Regionen http://de.wikipedia.org/wiki/Pseudoautosomale_Region)

Der evolutionäre Sinn der Meiose ist es im Genpool vorhandene Gene neu zu kombinieren (im Gegensatz zur Mutation wo Gene sich zu neuen Informationen verändern), so dass der Evolution unendlich viele „Modelle“ (Kombinationen) zur „Erprobung“ zur Verfügung stehen. Der Genpool bleibt dabei unverändert.

Die Geschlechtschromosomen X und Y

Hengste haben ein X- und ein Y-Chromosom. Stuten 2 X-Chromosomen. Die Forschung hat bewiesen, dass auf dem im Vergleich zum Y- recht großen X-Chromosom, sehr viel mehr Erbinformationen enthalten sind. Das Y-Chromosom hat nur einen Bruchteil der Größe des X-Chromosoms. Der größte Teil der Informationen im Y-Chromosom, ist für die Entwicklung des männlichen Geschlechts verantwortlich. Die wichtigsten Informationen liegen im Y-Chromosom in mehreren Kopien vor, da es sonst kleine Erbfehler nicht ausgleichen könnte, wie das bei allen anderen Chromosomen, die ja paarwiese vorliegen, der Fall ist. Das Y-Chromosom hat sich aus dem X-Chromosom entwickelt und im Laufe der Evolution viel genetische Ballast abgeworfen (ca. 97%), so dass es heute eine sehr kleine Anzahl Gene beinhaltet. Lange Zeit hielt man das Y-Chromosom daher, für mickrig und befürchtete sogar eine gänzliche Verkümmerung. Mittlerweile hat man dieses Gen aber sequenziert (Sequenzierung ist das Analysieren der Code in der DNA) und festgestellt, dass es nicht nur DNA verloren sondern auch hinzugewonnen hat. Damit ist es der Teil des Genoms, der sich am schnellsten und am radikalsten weiterentwickelt. Während das menschliche Genom zu ca. 97% identisch mit vielen Menschenaffenrassen ist, unterscheidet sich das Y-Chromosom eines Mannes von dem eines Schimpansen - unserem nächsten Verwandten – in einem Drittel der Sequenzen. Das entspricht auf das gesamte Genom übertragen, etwa 310 Millionen Jahre Evolution, bzw. den Unterschied zwischen Mensch und Huhn. Einer der Gründe für die extreme Entwicklung des Y-Chromosoms sieht man im großen Evolutionsdruck der auf den Gene des Y lastet. Der Evolutionsdruck kommt dadurch zustande, dass es nur ein einziges Mal im Erbgut vorkommt und Fehler eben nicht durch ein Partnergen begrenzen kann. Männer seien aber nicht weiterentwickelt als Frauen, so Jennifer Hughes vom Whitehead Institute of Biomedical Research in Cambridge, Massachusetts über mögliche Rückschlüsse aus der Studie. ( doi:10.1038/nature 08700)

Ein Hengst gibt Erbinformationen, die auf dem Y-Chromosom liegen, also Informationen die an das männliche Geschlechtschromosom gebunden sind, ausschließlich an seine Söhne weiter. Da Y auch nur auf einem sehr kleinen Teil rekombinieren kann und die Austauschhäufigkeit nicht sehr hoch ist, bildet es demzufolge eine direkte männliche Verwandtschaftslinie, deren sogenannten y-chromosomalen Adam (Urvater einer männlichen Abstammungslinie) man auch ermitteln kann. Nur über die mütterliche Linie wird die DNA der Mitochondrien vererb, die mitochondriale Eva ist das archäogenetische Gegenstück zum Y-chromosomalen Adam, also die Urmutter einer direkten weiblichen Abstammungslinie. Wie die Gene des Y-Chromosoms kann sich auch die DNA der Mitochondrien nicht rekombinieren.

Eine in 2013 von der Vetmeduni Vienna veröffentlichte Studie, konnte bei mehr als 600 an der Studie beteiligten Hengsten verschiedenster Rassen, aus den europäisch-asiatischen Raum, lediglich 6 gut unterscheidbare, männliche Abstammungslinien erstellen. Eine der männlichen Linien begründet sich auf den englischen Vollbluthengst Eclipse (1764), auf den fast alle englischen Vollblüter und die Hälfte der modernen Warmblutpferde zurückgehen. In dieser Studie wurde auch der Frage nachgegangen, warum das heutige Zuchtpferd, im Gegensatz zu anderen domestizierten Tierarten, bei einer sehr großen Vielfalt der weiblichen Abstammungslinien, so wenige männliche Linien aufweist. Als Gründe für die geringe Diversität auf dem Y-Chromosom, nennt die Studie die vom Menschen gesteuerte Züchtungsstrategie, die bei den Hengsten strenge Auswahlkriterien zu Grunde legt und die daraus folgende relativ kleine Anzahl an Vatertieren, die dann aber intensiv und überregional Verwendung finden. (siehe http://www.vetmeduni.ac.at/de/infoservice/news/detail/artikel/2013/04/04/news-wallner-stammvaeter/#.VHcEQPl5Pfs und “Limited number of patrilines in horse domestication” Gabriella Lindgren, Niclas Backström, June Swinburne, Linda Hellborg, Annika Einarsson, Kaj Sandberg, Gus Cothran, Carles Vilà, Matthew Binns & Hans Ellegren )

Forscher des Max-Planck-Institutes verglichen das Erbgut von acht fossilen Wildpferden aus der Eiszeit und eines 2800 Jahre alten, frühdomestizierten Pferdes eines Nomadenvolkes aus Zentralasien mit dem Erbgut heutiger Pferde. Die Untersuchung ergab eine große Vielfalt des Y-Chromosoms beim frühen Wildpferd. Diese Untersuchung stütz die Annahme, dass die geringe Diversität des Y-Chromosoms nicht eine evolutionäre Strategie, sondern eine Konsequenz der Zuchtprozesse ist. (http://www.mpg.de/4403058/Domestikation_genetische_Vielfalt_Y-Chromosom) 

Die geringe Variationsbreite des Y-Chromosoms scheint allerdings bisher keine negativen Auswirkungen, auf die regionale oder internationale Pferdezucht zu haben. Da offensichtlich alle europäischen Hengste aus lediglich 6 Vaterlinien abstammen brauchen wir uns wohl keine Gedanken über die Vermischung des Freiberger Y-Chromosoms durch bereits eingekreuzte Hengste oder neue Einkreuzungen zu machen. Gäbe es noch ein Y-Chromosom dass eindeutig dem Freiberger Pferd zuzuordnen wäre, hätten wir sicherlich schon davon gehört.

Mütter geben Erbinformationen die an das X-Chromosom gebunden sind an alle ihre Nachkommen weiter, Väter nur an ihre Töchter.

Geschlechtsgebundene Erbgänge

Da Hengste über ein einziges X-Chromosom und ein einziges Y-Chromosom verfügen, treten bei ihnen die Gene, die an das Geschlechtschromosom gebunden sind (genosomal) immer reinerbig, genauer hemizygot auf. Hemizygotie bedeutet, dass das Allel auf einem Geschlechtschromosom, also dem Y- oder dem X-Chromosom eines männlichen Lebewesens, allein merkmalsbestimmend ist, auch dann wenn es rezessiv ist.

Trägt ein Hengst ein dominantes Gen auf einem X-Chromosom, so gibt er dieses Gen zu 100% an seine Töchter weiter. Hingegen erben seine Söhne dieses Merkmal nicht, denn sie erben das X-Chromosom von ihrer Mutter.

Abbildung 5

X-chromosomal-dominanter Erbgang über den Vater/Großvater, Söhne sind nicht betroffen, alle Töchter tragen das Merkmal und geben es zu 50% an ihre männlichen und weiblichen Nachkommen we

zu Abbildung 5: X-chromosomal-dominanter Erbgang über den Vater/Großvater, Söhne sind nicht betroffen, alle Töchter tragen das Merkmal und geben es zu 50% an ihre männlichen und weiblichen Nachkommen we

Abbildung 6

zu Abbildung 6: X-chromosomal-dominanter Erbgang über den Vater/Großvater, Söhne sind nicht betroffen, alle Töchter tragen das Merkmal und geben es zu 50% an ihre männlichen und weiblichen Nachkommen weiter.

Vom Vater über den Sohn können an eine Enkelin keine an das X-Chromosom gebundenen Merkmale weitergegeben werden. Stuten geben ihre Erbinformationen durch das X-Chromosom sowohl an weibliche als auch an männliche Nachkommen weiter. Eine Großmutter gibt durch ihre Tochter, x-gebundene Gene an einen Enkelsohn und eine Enkeltochter weiter.

Wie Humangenetiker der Universität Ulm herausfanden soll die Intelligenz eines Menschen größtenteils auf dem X-Chromosom liegen und wird demzufolge von den mütterlichen Linien vererbt. Der Ratschlag sich die Zeugnisse der zukünftigen Schwiegermutter genau anzusehen ist allerdings nicht ganz ernst gemeint…. (https://www.genetikum.de/de/genetikum/Infothek/infothek_detail.php?oid=250&p=7&dtl=Die+Evolution+der+intellektuellen+F%C3%A4higkeiten+des+Menschen&all=1 )

Ein Enkelsohn besitzt keine X-gebundenen Gene aus dem Genpool der Großmutter väterlicherseits, während eine Enkeltochter 50% X-Verwandtschaft zur Großmutter väterlicherseits aufweist (Abbildung 9). Hieraus wird deutlich, welch großen genetischen Einfluss die Mutter des Hengstes auf ein Stutfohlen und damit auf die Stutenpopulation in der Region hat, nicht zuletzt wegen der großen Verbreitung, die ihre Gene durch den Sohn erfahren. (Abbildung 8, gelb).

Die Mitochondrien

Die Mitochondrien sind die Energiekraftwerke der Zellen. Hier findet die Zellatmung statt. Sauerstoff wird in Energie umgewandelt. Neben den Erbinformationen in den Chromosomen befindet sich auch in den Mitochondrien DNA angelegt. Die genetischen Informationen in den Mitochondrien beeinflussen den Zellstoffwechsel und damit die Funktionen der Nervenzellen, auch der Gehirnzellen, die Gesundheit und Leistungsfähigkeit eines Individuums. Leistung, Lernfähigkeit und Kooperation sind Eigenschaften, die auch und vor allem dem Willen bzw. der Motivation eines Lebewesens zugeschrieben werden. Heute weiß man, dass auch sogenannte Psychische Faktoren oder Gemütsverfassungen oft im Zusammenhang mit dem Zellstoffwechsel zu sehen sind. Botenstoffe aus den Nervenzellen sind an der Steuerung der Aktivitäten im Gehirn beteiligt und beeinflussen über ihre Aktivitäten in allen Bereichen des Gehirns zum Beispiel Aufmerksamkeit, Motivation, das Lernen oder das Schmerzempfinden. Erhöhte Ausschüttung bestimmter Botenstoffe löst auch Verhaltensweisen wie Angst und Aggression bis hin zu Halluzinationen aus. (Quelle: http://dasgehirn.info/entdecken/kommunikation-der-zellen/neurotransmitter-2013-botenmolekuele-im-gehirn-5880/ und http://www.gesuendernet.de/specials/burnout/item/425-burnout-special-%E2%80%93-teil-6-auch-eine-physische-angelegenheit.html).

„Wichtige Stoffwechselwege für die Produktion der körpereigenen Hormone befinden sich in den Mitochondrien. Durch eine Störung der Mitochondrien-Funktion wird damit auch die hormonelle Balance empfindlich gestört, welche ebenfalls eine zentrale Bedeutung für die Steuerung des gesamten Körperstoffwechsels hat. Eine stabile Mitochondrien-Funktion hat nicht nur eine hohe Bedeutung für die korrekte Reparatur von Zellschäden, sondern ist zugleich auch die Basis für die Wiederherstellung von Gesundheit und Lebensenergie.“ (http://www.dr-neidert.de/index.php/angst-panik-und-schlafstoerungen?id=173:mitochondrienmedizin&catid=38:informatives)

Eine einzige menschliche Eizelle enthält 200.000 bis 300.000 Mitochondrien, eine Spermazelle hingegen nur etwa 50-100. Man hat herausgefunden, dass das Spermium bei der Befruchtung Mitochondrien-DNS einbringt, jedoch wird diese bis zum Erreichen des 4-Zellstadiums abgebaut. De facto werde bei der Reproduktion nur Erbinformationen vom mütterlichen Mitochondrien an die Nachkommen weitergegeben. Die mitochondriale DNS bildet also eine direkte mütterliche Abstammungslinie. Geschwister besitzen daher immer identische mitochondriale DNS. (Quelle: http://www.meine-molekuele.de/das-mitochondriengenom/)

Bei der mitochondrialen DNA Europäischer und orientalischer Pferderassen gibt es eine höhere Diversität als beim Y-Chromosom. Bisher konnten 77 Urmütter ausgemacht werden, deren Genmuster auf bestimmte Pferdezuchten oder Regionen hinweisen. (Jansen, Forster, Levine, Oelke, Hurles, Renfrew, Weber, Olek “Mitochondrial DNA and the origins of the domestic horse”, 2002 ). 

Es wäre interessant zu erfahren ob der Zuchtverband bereits Studien zur mitochondrialen Eva der Freiberger plant oder sogar durchführt. Werden wir hier ebensolche Überraschungen erleben wie bei der Erforschung des Adams des Y-Chromosoms? Ist die mitochondriale Ur-Freiberger-DNA, sollte es diese noch geben, durch Einkreuzungen in Gefahr? Wohl kaum! Da die DNA in den Mitochondrien nur über weibliche Abstammungslinien vererbt wird dürften wohl auch vergangene und zukünftige Einkreuzungen von Hengsten keinen Einfluss auf diese DNA haben. Lediglich das Einkreuzen von Stuten und die Zucht von Stutenfamilien aus diesen Einkreuzungen dürfte hier Einfluss haben. Allerdings nicht durch Vermischung (Rekombination) dieser Gene, denn das ist ja offenbar gar nicht möglich. Lediglich Verdrängung der Freiberger-Stutenstämme durch eingekreuzte Stutenfamilie und deren Selektion könnte Ursache für das Verschwinden mitochondrialer Freiberger DNA sein. 

Die Entzifferung des Pferdegenoms

Im Jahr 2009 gelang es erstmals das Erbgut des Hauspferdes vollständig zu entschlüsseln (Science 6. November, Ausg. 5954, S. 865 - 867). Die Gene entstammen der Vollblutstute Twilight, der Cornell University in Ithaca, deren Erbmaterial einer internationalen Forschergruppe zur Verfügung gestellt wurde. Während der Auswertung stellte man fest, dass rund 90 Erbkrankheiten des Pferdes mit denen des Menschen vergleichbar sind.

In einer weiterführenden Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover wurden Gene identifiziert, die an Spring- und Dressurleistungen beteiligt sind. Die Untersuchung gibt Hinweise darauf, dass besonders bestimmte Gene, die für die Entwicklung der Muskulatur, ihrer Struktur und ihrem Energiestoffwechsel in Zusammenhang stehen von besonderer Bedeutung für eine überdurchschnittliche Springleistung sind. Ebenso wurden Gene gesucht die für die Dressurleistung ausschlaggebend sind. „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Vielzahl an zum Teil funktionell sehr unterschiedlichen Genen ausschlaggebend für das Dressurpotential eines Pferdes ist. Insbesondere Gene, die für koordinative Fähigkeiten ein Rolle spielen, an Ataxie beteilig sind oder das Lernverhalten beeinflussen scheinen eine zentrale Rolle für die Dressur zu spielen.“ (Schröder, Wiebke, 2010).

Eine Untersuchung des DRD4-Gens von 136 zweijährigen Vollblütern ergab, dass ein Allel des DRD4-Gens für die Ausprägung von Neugier oder Ängstlichkeit beteiligt ist.(MOMOZAWA et al., 2005). Eben jenes Gen steht unter anderem auch im Zusammenhang mit Ataxie beim Pferd und Schizophrenie beim Menschen.

Die Anwendung der Gene im Individuum - Die Epigenetik

So interessant die klassische Genetik auch ist, sie erklärt eben doch „nur“ einen sehr kleinen Teil der Vererbung. Die Wahrscheinlichkeiten einiger Erbkrankheiten, sowie äußerliche Merkmale zum Beispiel Fell- und Augenfarbe kann man so im Voraus berechnen. Die Ausprägung einer Rasse wird jedoch durch viele Gene und deren Zusammenspiel bestimmt. Im Mittelpunkt der Züchterarbeit steht der gesamte Typ, Charakter, Gesundheit, Leistungsfähigkeit, die Konstitution und die Fruchtbarkeit. Diese komplexen Eigenschaften sind genetisch noch nicht vollständig erfassbar.

Für die Eigenschaften eines Individuums spielt es nicht nur eine Rolle welche Gene vorhanden sind sondern auch ob sie überhaupt und mit welcher Intensität sie angewendet werden. Alle vorhandenen Gene stellen die Bibliothek dar, die dem Körper zur Verfügung stehen, welche Bücher aber tatsächlich gelesen werden untersucht die Epigenetik. Tatsächlich scheint es so zu sein, dass man durch bestimmte Faktoren das An- und Ausstellen bestimmter Gene beeinflussen kann. Zu den Faktoren die die Genexpression (Aktivität der Gene) beeinflussen, gehören zum Beispiel Tageszeit, Alter, eine gesunde Lebensweise (Ernährung, Bewegung usw.), psychische Faktoren (Stress, Entspannung, negative oder positve Lebenseinstellung), Gifte und traumatische Erfahrungen besonders in der Kindheit, aber auch die Behandlungsmethoden bei Erkrankungen. Mit diesen Faktoren werden zwar nicht einzelne Gene gezielt angesprochen, aber sie sorgen dafür, dass die richtigen Gene chemische Informationen erzeugen, die die Zellen veranlassen eine bessere Gesundheit herstellen. Die unterschiedliche Genexpression bei eineiigen Zwillingen ist auch für die kleinen Phänotypischen Unterschiede oder unterschiedliche Charaktere verantwortlich.

Ein weiterer Faktor für Unterschiede trotz gleichen Genmaterials ist das sogenannte „Genetische Imprinting“. Je nachdem ob das genetische Material von Vater oder Mutter vererbt wird kommt es unterschiedlich zur Expression. Das genetische Imprinting setzt die Mendelschen Gesetze außer Kraft, hält manchmal nur eine Generation und kann bei der Bildung der Keimzellen gelöscht, bzw. umgeschaltet werden. Manche Krankheits- oder Verhaltensmuster werden aber offenbar durch genetisches Imprinting an folgende Generationen weitergegeben, ohne dass dies eine Veränderung der DNA nach sich ziehen würde. Hier wird wirklich nur das Aktivitätsprofil der Gene weitergegeben.

Wenn sich die Genexpression also unter Umwelteinwirkungen verändern kann und diese Veränderungen dann durch genetisches Imprinting an die nächste Generation weitergegeben werden können, indem sich nur der Aktivitätslevel einzelner Gene, nicht die DNA an sich verändert, könnten Erfahrungen und erworbene Eigenschaften eines Individuums weitervererbt werden. Es gibt offenbar ein Wechselspiel zwischen Genen und Erfahrungen. Die Gene geben vor welche Eigenschaften grundsätzlich in einem Individuum angelegt sind, die Erfahrungen bestimmen aber wiederum die Erbinformationen, indem sie beeinflussen welches Aktivitätsmuster vorhanden ist und vererbt wird. Genetisches Material hat also die Fähigkeit flexibel auf Erfahrungen zu reagieren! („Das Transmateriale Epigentische Basismodell: Plädoyer für eine holistische Pflanzenzüchtung“, Arnim Bechmann und http://www.laborjournal.de/editorials/771.lasso )

Epigenetische Faktoren werden auch zur Erklärung der Unterschiede zwischen Klonen und ihren Originalen herangezogen. "Epigenetische Signaturen beeinflussen auch die Funktion des Erbguts. Daher muss es nicht sein, dass Klon und Originalpferd sich komplett gleich verhalten", sagt Veterinärmediziner und Genetiker Eckard Wolf vom Gene Center der Universität München („Talent ist nicht nur genetisch bedingt“, Die Zeit, 25.122013). Erkenntnisse aus der Epigenetik könnten durchaus ein Argument dafür sein, eine Rasse vielfältig zu nutzen um auf deren vererbbaren Eigenschaften einzuwirken ohne die DNA zu verändern.

Selektion der Stuten in der Freibergerzucht

Bei den Exterieurprüfungen soll beurteilt werden ob die körperlichen Voraussetzungen bei einem Pferd gegeben sind, um den Bewegungsapparat lange gesund nutzen zu können und eine optimale Übertragung der Kraft in Bewegung leisten zu können. Ebenso kann natürlich beurteilt werden ob ein Pferd im Typ dem Rassestandard entspricht. Leistungsfähigkeit, Kooperations- und Lernbereitschaft sowie die Erbgesundheit sind leider viel schwerer zu beurteilen. In einer Studie wurde die genetische Korrelation zwischen Exterieur- und Leistungsmerkmalen untersucht und als sehr niedrig eingeschätzt. Auf dieser Grundlage wird eine Selektion auf Exterieurmerkmale für die Vererbung von Leistungsmerkmalen als wenig erfolgreich eingeschätzt. (“Genetic parameters of linear scored conformation traits and their relation to dressage and show-jumping performance in the Dutch Warmblood Riding Horse population” E.P.C. Koenena, A.E. van Veldhuizen, b, E.W. Brascampa).

Eventuell ist die Subjektivität in der Beurteilung eine Ursache für die mangelnde Korrelation von Exterieurmerkmalen und der Vererbung von Leistung. An der veterinärmedizinischen Universität Wien versucht man zur Zeit eine Phänotypisierung mit Hilfe von Sicherheitstechnik, um eben diese Fehlerquellen durch Subjektivität und wechselnde Begutachter auszuschließen und objektivere Erkenntnisse beispielsweise über Größe, Kopf und Halsform oder Gangmuster zu erhalten (Druml, Thomas, Veterinär Medizinische Universität Wien)

Die genetische Forschung bringt immer neue Erkenntnisse. Trotz allem bleibt die praktische Anwendbarkeit dieser Erkenntnisse in der Planung von Anpaarungen noch recht überschaubar. Allerdings hat schon heute die genetische Durchleuchtung über sehr teure Sporthengste in der holländischen Sportpferdezucht Einzug gehalten. Dort werden bereits genetische Profile von Hengsten erstellt. Die Tatsache, dass die holländische Sportpferdezucht dabei ist die Marktführung zu übernehmen, ist jedenfalls auch auf die Innovationen des KWPN-Verbandes zurückzuführen. In der Zukunft wird man sich vielleicht ebenfalls bei den Freibergerhengsten über Genprofile und damit auch über Lern- und Leistungsfähigkeit informieren können. Bis sich die genetischen Analysen in einem Preissegment bewegen, das es Züchtern möglich macht auch ihre Stuten genetisch analysieren zu lassen, wird aber wohl noch eine Menge Wasser den Rhein herunter fließen.

Auch wenn sich heute durch die moderne Genetik vieles erklären lässt, bietet die DNA noch keine zuverlässigen Rückschlüsse auf den gesamten Charakter und das gesamte Erscheinungsbild eines Pferdes. Dies liegt auch daran, dass es kein einzelnes Gen für „guten Charakter“, Rittigkeit oder Lernbereitschaft gibt, sondern diese Eigenschaften durch das Zusammenspiel vieler einzelner Gene und deren Aktivierung bzw. Inaktivierung zustande kommen. Eine hohe Genauigkeit der weitergegebenen Gene, durch Genkontrolle bei jeder Anpaarung, wird wohl erst dann erreicht werden können, wenn man der natürlichen Evolution jede Möglichkeit zur Einflussnahme nimmt. Dafür müsste man auch die zufällige Verteilung der väter- und mütterlichen Gene während der inter- und intrachromosomalen Rekombination ausschließen. Das bedeutet Embryotransfer von im Labor mit Genen bestückter Embryos. Hinzu kommt, dass die Epigenetik noch in den Kinderschuhen steckt, jedoch schon zahlreiche Hinweise darauf gibt, dass kleinste Erfahrungsunterschiede sich in der Aktivität der Gene niederschlägt. Bewahrheiten sich die Erkenntnisse aus der Epigenetik, werden Zuchtstrategien die die praktische Anwendung von Genkontrolle zugrunde legen, die Pferdezucht zwar begleiten und vorantreiben, Aufzucht, Ausbildung und auch den Einfluss der Nutzung auf die Gene, aber niemals ersetzen können. Das würde auch verhindern, dass Zuchtpferde vor allem genetisch geprüft werden und man diese genetische Prüfung stärker gewichtet als tatsächliche, in der Praxis bewiesene Eigenschaften und Leistung, wie das beispielsweise beim Handel von geklonten Poloponys der Fall ist. (http://www.poloplus10.com/de/adolfo-cambiaso-rekordverkauf-polo-stute-cuartetera-8716/). Ob die Klone die Leistung ihrer genetischen Vorlage zeigen können, weiß man noch nicht, da sie das erforderliche Alter für den Sport noch nicht erreicht haben, oder auch auf Grund ihres Wertes, ausschließlich für die Zucht verwendet werden ohne jemals im Sport erschienen zu sein.

Um zweigleisig, mit Hilfe der Genkontrolle und durch Auswertung von tatsächlicher Leistung und tatsächlich vererbten Eigenschaften vorgehen zu können, ist die weitere Erhebung von Daten und die Kommunikation von herausragende Leistungen einzelner Individuen unabdingbar. Wichtig bei der Erhebung von Statistiken ist es allerdings auch immer, diese durch verschiedene Methoden der Datengewinnung und unterschiedliche Berechnungsmodelle auf sichere Füße zu stellen und regelmäßiges Controlling und Qualitätssicherung bezüglich der Prozesse und Dokumentation zu betreiben.

Zurzeit bleibt uns wohl ausschließlich der traditionelle Weg: „try and error“, die Eltern bezüglich Bedienungskomfort zu selektieren, an die eigenen Zuchterfahrungen zu glauben und dann das Beste zu hoffen. Umso wichtiger ist es da, die Zuchtstuten auf Herz und Nieren zu prüfen und sich nicht auf eine reine Exterieurbeurteilung zu verlassen. Einzigartig in der Pferdezucht ist es, dass in der Freibergerzucht alle dreijährigen Stuten flächendeckend einen Eignungstest im Reiten und Fahren absolvieren und so tatsächlich ihre Kooperation beweisen können. Wenn sie nach dem Feldtest gedeckt werden ist auch sicher gestellt, dass der jüngste Zuchtfortschritt, der Zucht sofort wieder zur Verfügung steht. Auch wenn man vielleicht nicht hundertprozentig hinter allem stehen kann was mit dem Feldtest einhergeht, so muss man doch zugeben, dass alleine die Bewältigung des Trainings und der Prüfung an sich schon einen Charaktertest darstellt.

In einer Studie wurden die Korrelation zwischen den Feldtestergebnissen und den lebenslangen Sportergebnissen im Dressur- und Springsport Schwedischer Warmblüter untersucht. Die Ergebnisse waren eindeutig und bewiesen Nützlichkeit des Feldtests für die frühe Selektion von Stuten und Hengsten. (“Genetic correlations between field test results of Swedish Warmblood Riding Horses as 4-year-olds and lifetime performance results in dressage and show jumping” Lena Wallin, , Erling Strandberg, Jan Philipsson)

Die Vorbereitung auf den Feldtest bietet dem Züchter und den Ausbildern auch die Gelegenheit, die Stute im Lernprozess und in der Arbeit kennenzulernen. Das lässt Rückschlüsse auf das Individuum Pferd, den Ausbilder aber auch auf die Stutenfamilie und den Hengst zu. Nach Erfahrungen die Einsicht in die Lernbereitschaft, die Beziehung zum Menschen und den Leistungswillen geben, sollte der Züchter/Ausbilder suchen. Dazu muss er sich aus seiner Komfortzone herauswagen und das Pferd mit neuen Situationen konfrontieren, neue Dinge erlernen und dadurch neue Erkenntnisse gewinnen. Er sollte reflektiert damit umgehen, das heißt Momente erkennen in denen echte Rückschlüsse auf den Charakter möglich sind, differenzieren wann er an seinen eigenen Möglichkeiten arbeiten muss und das erlangte Wissen auf seine Zucht anwenden. Daraus sollte Ehrlichkeit sich selber gegenüber und schließlich echte Selektion schon bei der Auswahl der Zuchtstuten resultieren. Gerade in einer Zeit, in der nicht mehr jedes Pferd leicht zu vermarkten ist und die Population der Zuchtstuten schrumpfen wird, ist es für den Fortbestand einer hochklassigen Zucht entscheidend, die wirklich guten Zuchtstuten zu erkennen und ausschließlich mit diesen zu züchten.

Hilfreich hierfür könnte auch sein, die Stute nicht jedes Jahr zu belegen und sie stattdessen nach bestandenem Feldtest und erstem Zuchteinsatz, auch dann nutzen, wenn sie einmal nicht trächtig ist. So hat man später wiederholt Einblick in die charakterliche Ausstattung, ohne dass die hormonellen Umstellungen und Beschäftigung durch Mutterschaft das Bild verändern. Verschiedene Erfahrungen, und erstklassige Aufzucht und Haltungsbedingungen hinterlassen laut Epigenetik Muster in der Expression der Gene, ein weiteres Argument für den Feldtest und die weitere Nutzung der Zuchtstuten im Anschluss an den Test. Geht der Züchter diesen Weg kann er auf sein eigenes Urteil vertrauen und sich seiner Zucht sicher sein. Damit die Züchter ihre eigenen Erfahrungen und das Wissen über ihre Stutenfamilien zum Wohle der Zucht einbringen können, muss ein breites Spektrum an Hengsten und Linien zur Verfügung stehen. Die Beurteilung vom Individuum muss frei von Vorurteilen bezgl. der Linienzugehörigkeit sein. Die vom Zuchtverband gesammelten Daten und das Wissen um Pedigrees, Stutenfamilien und Beurteilungen derselben, muss der Züchterschaft offen gelegt und leicht zugänglich gemacht werden. Zuchtstrategien die der Zuchtverband entwickelt müssen den Züchtern rechtzeitig erklärt und dann eine Weile beibehalten werden. Laufender Informationsfluss zwischen Züchtern und Verband muss den Zuchtfortschritt kommunizieren.

Es wäre wichtig die Zuchtstute und die mütterliche Abstammung der Hengste weiter in den Mittelpunkt zu rücken. Genauso wichtig ist es Informationen über die Mutterlinien allen Züchtern, einfach zugänglich zu machen. So stehen der Züchterschaft alle Informationen zur verfügung um herauszufinden, ob die vom Zuchtverband angestrebte Strategie zu ihrer Stutenfamilie passt. Er kann frei von Pauschalurteilen, Mode oder Zeitgeist seinen eigenen Weg finden das Beste aus seiner Zucht herauszuholen. Halten wir es mit Mohammed und prüfen die tatsächlichen Eigenschaften unserer Zuchtstuten weise und geben ihnen die Aufmerksamkeit, die sie verdienen.

30.12.2014 Barbara Heim für mandoline-fm.de

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